Online versus stationär war gestern
Kunden unter 30 Jahren erwarten digitalen Service und eine kompetente persönliche Beratung. Mit diesen Ergebnissen wartete die
Studie der Wirtschafts- und Beratungsgesellschaft PwC im November 2018 auf. Denn laut der Umfrage mussten sich 59 % der insgesamt 1.000 Teilnehmer im Geschäft aktiv selbst auf die Suche nach einem Fachberater machen, der ihre Fragen beantwortete. Jedoch nur 38 % der Verkäufer glänzten tatsächlich mit Fachwissen, das nicht auf der Verpackung stand. Genau darin sieht Christian Wulff von PwC eine Herausforderung für den stationären Handel:
„Gut geschultes und aufmerksames Personal ist ein entscheidender Faktor, um sich gegenüber dem Online-Handel zu differenzieren.“
Sicher ist gutes Fachpersonal und eine kompetente persönliche Beratung ein Pluspunkt, den nur Dein stationäres Geschäft Kunden bieten kann. Doch eine weitere Trennung zwischen online und stationär erscheint angesichts folgender innovativer Geschäftsideen in Zukunft wenig sinnvoll:
Customization I: Online personalisieren statt nur zu vergleichen!
Wo Produkte nach persönlichen Ideen gestaltet sind, da kommt kaum ein Kunde auf die Idee, diese mit anderen Produkten zu vergleichen – trägt das Produkt doch seine eigene Handschrift. Dies ist ein Wettbewerbsvorteil, den Du als stationärer Händler nur dann für Dich smart nutzen kannst, wenn Du die Personalisierung Deiner Produkte eng mit Deinem Angebot vor Ort verknüpfst. Wie das geht? Ganz einfach: Lass Deine Kunden online ein Produkt ihrer Wahl nach individuellen Vorstellungen konfigurieren und stelle es dann zur Abholung in Deinem Geschäft bereit. Biete in Deinem Geschäft Inspirationen zu möglichen Konfigurationen und lass Deine Kunden diese aktiv selbst testen. Ein gutes Beispiel dafür ist der italienische Rennradhersteller
Titici.
Customization II: Stationär personalisieren und Einzigartiges entwerfen!
Es gibt Produkte, die eignen sich einfach hervorragend zur persönlichen Weiterentwicklung. Dazu gehört auch der Levi`s-Klassiker, die Jeanshose. Im neuen
Flagshipstore in New York hat das Label eine ganze Etage für die Individualisierung seiner Produkte durch die Kunden reserviert. Im Levi`s Tailor Shop liegen iPads bereit, an denen Fachpersonal zusammen mit dem Kunden Schnitte, Muster, Accessoires und Verzierungen abändert und weiterentwickelt. Persönlicher kann ein klassisches Produkt kaum sein.
Smart Shoppen im Laden ohne Produkte
Ein Geschäft, das keine Produkte ausstellt? Ja! Auf diese Idee ist der polnische Online-Schuhhändler
Eobuwie gekommen und hat im Herzen von Breslau sein erstes Schuhgeschäft ohne Ausstellungsware eröffnet. Stattdessen wird dem Kunden auf Monitoren das Schuhsortiment gezeigt und per Klick direkt aus dem angeschlossenen Lager geordert. Ähnlich wie beim Online-Shopping wählt der Kunde dabei Größe, Farbe und Ausführung am Display aus. Im Unterschied zum reinen Online-Shopping kann er jedoch innerhalb von wenigen Sekunden das gewünschte Produkt in den Händen halten, anprobieren und testen. So verzahnt Eobuwie E-Commerce mit stationärem Geschäft aufs Engste und spart dabei noch an Ausstellungsfläche.
Fazit
Dass sich der stationäre Handel in den kommenden Jahren enorm verändern wird, ist kein Geheimnis. Wie die Veränderungen aussehen können, zeigen diese drei innovativen Geschäftsideen. Dabei spielt einerseits die Personalisierung von Produkten nicht nur eine große Rolle, sondern bietet Dir auch deutliche Wettbewerbsvorteile. Andererseits wird die Verzahnung von digitaler und analoger Handelswelt immer enger. Bleibst Du hier am Puls der Zeit und entwickelst digitale Erlebnisse für Dein Ladengeschäft, dann bist Du nicht nur der Konkurrenz einen Schritt voraus, sondern begeisterst gerade auch junge Zielgruppen.